Dramatisches


Blitz erschlägt im Jahr 1911 den Tormann von Sturm Graz


In seinem Buch „Sportstadt Graz“ (Hrsg.: Sportamt der Stadt Graz, 1998) widmete der damalige Sportredakteur der Kleinen Zeitung Harald Schaupp auf Seite 12 diesem Vorfall folgende Zeilen: „Ein tragischer Vorfall ereignete sich 1912 noch bei einem Spiel im Grazer Augarten: Der Sturmspieler Franz Wassola starb während eines Matches an den Folgen eines Blitzschlages.“

 

Dieser dramatische Vorfall spielte sich allerdings nicht 1912, sondern am 14. Juli 1911 ab. Auch scheint es kein Match gegeben zu haben, an dem der damals arbeitslose Verkäufer Wassola teilgenommen haben könnte. Der Vorname war übrigens nicht Franz, sondern Josef.

Die Wetterlage an diesem Freitag  wird in einem Zeitungsartikel fast plastisch beschrieben. Kurz nach 10 Uhr soll sich der Himmel gespenstisch verfinstert haben und um 11 Uhr fielen „schwere Tropfen“, die in Gussregen und Hagelschauer übergingen „Aus diesem schwarzen Wolkenvorhang zuckten grelle Blitze, die krachenden Donner auslösten.
Einer dieser Blitze schlug im Augarten (Bereich Radetzkybrücke) in eine Pappel und in einen dicht daran vorbeiführenden metallbewehrten Holzzaun. Zu diesem Zeitpunkt suchten sieben Personen unter eben dieser Pappel Schutz vor Regen und Hagel. Die schreckliche Bilanz: 1 Toter, 3 Schwerverletzte und 3 Leichtverletzte.
In unmittelbarer Nähe befanden sich auch zufällig ein Feuerwehrmann, der sofort Erste Hilfe leistete. Mittlerweile traf auch ein Rettungswagen mit zwei Ärzten ein, die aber beim 20-jährigen Josef Wassola nur mehr den Tod feststellen konnten.

Die Schwerverletzten Franz Samola, Leopold Friedrich und Aloisia Buchegger wurden in das Städtische Krankenhaus gebracht und behandelt.

Ein Freund von Josef Wassola schildert in einem Interview (Originalwortlaut samt damaliger Orthographie):
Ich saß gegen 11 Uhr vormittags im Augarten, als mein Sportkollege Wassola zu mir kam und sich zu mir setzte. Gleich darauf erzählte er mir, daß er nach Wien fahren müsse, um eine geschäftliche Angelegenheit zu ordnen. Er war sichtlich in bester Laune. Als es zu regnen begann, gingen wir fort und nahmen zuerst unter einem Kastanienbaume und dann unter dem Unglücksbaume Aufstellung. Ich hörte den Kracher, sah im gleichen Augenblicke einen bläulichen Lichtschimmer, den Blitz, und stürzte zu Boden. Wassola lag bereits am Boden und ich stürzte auf ihn. Ich erlitt Brandwunden am linken Handgelenke und an der linken Schulter. Anfänglich hatte ich starke Schmerzen, die sich aber nach einer Stunde legten. Ich hatte noch die Kraft, mich zu erheben, sah mich nach meinem Freund um, der aber bereits tot und schon blau angelaufen war.“


Schon am nächsten Tag wurde der Leichnam durch Univ.Prof. Dr. Kratter obduziert.

Dabei wurde festgestellt, dass der Blitz im Bereich der rechten Schulter eintrat. Nach der Obduktion wurde der Leichnam zur Beerdigung freigegeben. Diese fand am 16.7. um 16 Uhr statt.


In einer anderen Tageszeitung wurde ein langer Nachruf auf den getöteten Tormann von Sturm Graz geschrieben, ohne aber jemals den Namen des Betroffenen im Artikel zu nennen.
Jedenfalls wurden in Folge dieses Unglücks zwei Spiele in Graz wegen Unwetters in der 45. bzw. 75. Minute abgebrochen.
Aber schon im November bejubelte die Grazer Presse die exzellenten Leistungen des neuen Torhüters Schwarzbier von Sturm Graz.


Auszug aus dem Sterbebuch