Ein ehemaliger GAK-Funktionär stirbt 1923 bei einem Autorennen
1923 organisiert der Steiermärkische Automobil-Club eine Wertungsfahrt, die von der Steiermark nach Niederösterreich und retour führte. Der Grazer Zahnarzt Dr. Hermann Kneschaurek (GAK-Funktionär um 1910 und späterer Sponsor) passierte mit der Startnummer 7 gegen 7:45 Uhr früh St. Pölten und fuhr weiter in Richtung Prinzersdorf.
Der Vollblutsportler kam sehr rasch zwei unmittelbar vor ihm fahrenden Konkurrenten näher und setzte gleich zum Überholen an. Was er nicht sah, aber die langsameren Wagenlenker sehr wohl: auf die lange Gerade folgte eine rechtwinkelige Kurve.
Das Auto (Puch, Type VIII*) von Kneschaurek überschlug sich einmal und kam wieder auf die Räder zu stehen. Außer Kneschaurek waren noch seine Gattin, Berufskollege Dr. Ulrich sowie ein Mechaniker an Bord. Alle wurden herausgeschleudert und mehr oder weniger schwer verletzt.
Mit der Startnummer 8 folgte knapp dahinter der Grazer Arzt Dr. Marian Maresch (Bruder des GAK-Vereinsgründers Berti Maresch*) und erkannte sofort den Ernst der Situation. Allerdings kam jede Hilfe zu spät, Kneschaurek verstarb einige Minuten später an Ort und Stelle.
Das Begräbnis fand am 3. Juli am evangelischen Teil des St. Peter-Friedhofes in Graz statt. Der Sarg wurde flankiert von Chargierten der Burschenschaft „Stiria“. Gemeinsam mit Landeshauptmann Rintelen gehörte auch eine Abordnung des GAK dem Trauerzug an.
Seine Familie und sein Leben
Er entstammte einer steirischen Lehrerfamilie aus Kirchdorf-Pernegg, die sich bis zu ersten Anfängen des steirischen Lehrerstandes nachweisen lässt. Sein Vater war ein hochangesehener Professor der damaligen Gewerbeschule in Graz.
Hermann Kneschaurek maturierte 1905 am 1. Staatsgymnasium Graz (Akademisches Gymn.) und wurde schon fünf Jahre später zum Doktor der gesamten Heilkunde promoviert. Noch im selben Jahr begann er seine Facharztausbildung an der Berliner Zahnklinik und wurde sodann 1.Assistent an der Grazer Universitäts-Zahn-Klinik.
In die erste Zeit seiner Praxis und seiner noch jungen Ehe fiel der 1. Weltkrieg. Als Linienschiffsarzt nahm Kneschaurek am Linienschiff Wien sowie am Torpedoboot Esepel an Gefechten teil. Danach wurde er dem Spitalsschiff Afrika zugeteilt. Für sein mutiges Verhalten erhielt er hohe Kriegsauszeichnungen.
Aus dem Krieg heimgekehrt, eröffnete er in Graz eine Praxis und war daneben auch in der Standesvertretung aktiv. Vor allem seine wissenschaftlichen Abhandlungen über die Röntgendiagnostik verschaften ihm auch einen internationalen Ruf.
Hermann Kneschaurek und der GAK
Er war um 1905 ein bekannter und erfolgreicher Radrennfahrer im Dress des GAK. Nach Ende seiner Sportlaufbahn stellte er sich dem GAK als Funktionär zur Verfügung.
Kneschaurek fungierte einige Jahre lang auch als Präsident des Clubs Alpenländischer Automobilisten (Jakominiplatz 16).
*Puch Type VIII: http://www.voz.co.at/Gallery/Puch/page-0147.htm
* Albert "Berti" Maresch > LINK