Einleitung
In unregelmäßigen Abständen wird dem GAK in seinen frühen Jahren mehr oder weniger berechtigt Antisemitismus und deutsch-nationales Gedankengut unterstellt. Dazu gibt es klarerweise auch umfassende Literatur und Erklärungen. Eine der besten Abhandlungen darüber ist auf der Vereinshomepage des GAK 1902 nachzulesen:
http://www.grazerak.at/index.php/einleitung-gak-in-der-ns-zeit
http://www.grazerak.at/index.php/fussball-im-gak-in-der-ns-zeit
Mit meinen - zugegeben sehr unwissenschaftlichen - Zeilen beabsichtige ich weder zu entschuldigen noch zu relativieren. Allerdings sollte man auch Strömumgen und Personen innerhalb des GAK anführen, die sich gegen deutschnationales Gedankengut gewehrt haben.
Der GAK-Funktionär und spätere Obmann des GAK (1946-1949) stemmte sich um 1920 ganz massiv gegen überbordende deutschnationale Strömungen im Verein. Er wurde zwar 1922 für seine Verdienste um die Erhaltung des GAK-Sportplatzes in den Kriegsjahren 1914/1918 zum Ehrenmitglied ernannt, aber das Dekret wurde ihm erst 1927 ausgefolgt. Die Vermutung liegt sehr nahe, dass sein Kampf gegen Antisemitismus die Ausfolgung des Verleihungsdekretes verzögert hatte. Hier könnte Obmann Adolf Fizia (1920-1923) durchaus als Grund der Verzögerung gelten.
Sachbuch-Autor Johannes Sachslehner bezeichnet in seinem Buch „1918: Die Stunden des Untergangs“ (Styria Verlag 2014) Adolf Fizia als „glühenden Deutschnationalen“.
Lebenslauf Roman Posch > LINK
Lebenslauf Adolf Fizia > LINK
Geometer Ing. Emanuel Slama
Er legte anlässlich der Jahreshauptversammlung des Steirischen Fußballverbandes im Februar 1920 seine Funktion aufgrund massiver deutschnationaler Tendenzen im Verband seine Funktion nieder. Slama war zu dieser Zeit auch Funktionär des GAK.
Vereinsmitbegründer Karl Markel
Wie damals üblich wurde nach dem Krieg sein Verhalten in der Zeit von 1938 bis Kriegsende sehr genau überprüft. Er war zwar Mitglied bei der NSDAP von Mai 1938 bis zum 27.4.1945.
Zunächst von 1938 bis 1940 als Parteianwärter und von 1940 bis 1945 als Parteimitglied. Markel wurde aber in einer Untersuchung als „harmloser Mitläufer“ eingestuft. Schriftlich und taxativ ist festgehalten, dass Karl Ludwig Markel bei der Partei keinerlei Funktion ausübte, keinen Dienstgrad besaß und ihm keine Parteiauszeichnung verliehen wurde.
Lebenslauf Karl Markel > LINK
Hakoah Graz gratuliert dem GAK
Als der GAK 1926 steirischer Fußballmeister wurde, sind klarerweise zahlreiche Gratulationsschreiben eingelangt. Das erste Schreiben stammte vom jüdischen Verein Hakoah Graz. So ist es einer offiziellen Verlautbarung des GAK wenige Tage nach dem Meistertitel zu entnehmen.
Unmittelbar nach 1920 war der Antisemitismus im GAK tief verankert
1921 stand wieder ein Stadtderby GAK vs. Sturm Graz am Programm. Die Fehlleistungen und vermeintlichen Fehlleistungen der steirischen Schiedsrichter in den Jahren 1920/1921 führten im Vorfeld des Derbys nicht nur zu heftigen Diskussionen über die Spielleitung, sondern das steirische Schiedsrichterkollegium musste auch den Austritt renommierter Grazer Schiedsrichter vermelden (wie z.B. Pokorny und Damianik).
Aufgrund dieser durchaus heftigen Turbulenzen einigten sich beide Vereine schließlich darauf, das Wiener Schiedsrichterkollegium um Entsendung eines Schiedsrichters zu bitten. In diesem Schreiben wurden vom GAK als auch von Sturm Graz gleich vier Namen genannt, um Wien quasi nicht nur einen Wunschkandidaten zu signalisieren, sondern auch zu zeigen, wen und was man nicht will.
Der Hintergrund war laut einer Wiener Zeitung: „Es ist allgemein bekannt, dass jüdische Schiedsrichter in Graz nicht gerne gesehen sind, zu mindest bei einem Teile der Grazer Sportsleute.“
Interessanterweise war dieser Umstand dem Wiener Schiedsrichterkollegium offensichtlich nicht bekannt, denn es wurde David Grünbaum als Schiedsrichter nominiert.
David Grünbaum war Mitglied des jüdischen Vereines Hakoah Wien und in späteren Jahren auch Sektionsleiter.
Nun könnte man meinen, dass keiner der vier seitens der Grazer nominierten Herren Zeit hatte, um zu pfeifen. Aber diese wurden nicht einmal gefragt, ob sie in Graz agieren wollten.
Wie es auch immer gelaufen ist, auf alle Fälle wurde David Grünbaum als Schiedsrichter nach Graz geschickt. Nun kommt der GAK wieder ins Spiel, denn Grünbaum wurde vom GAK unmittelbar vor dem Spiel abgelehnt, allerdings überaus halbherzig.
Denn gepfiffen hat Grünbaum das Spiel trotzdem.
Es endete übrigens vor 5.000 Fans mit einem 3:2 Sieg für Sturm Graz. Die Leistung von Schiedsrichter Grünbaum wurde von der Grazer Presse als sehr gut bezeichnet.
Schnell wurden von der Wiener Presse auch Schuldige ausgemacht. Das Schiedsrichterkollegium, da es einen „Juden“ nach Graz geschickt hat. Dann Grünbaum selbst, da er dieses Amt angenommen hat. Und dann auch der GAK, da er Grünbaum knapp vor dem Spiel abgelehnt hat. Vor allem das antisemitische Verhalten des GAK wurde in Wien angeprangert.
Wie hier schon angeführt, waren die Jahre unter GAK-Obmann Fizia überaus deutschnational geprägt.
Der Steirische Fußballverband und der Antisemitismus
1920 trug der Verband ein Auswahlspiel gegen Westungarn aus und ersuchte laut Medien einige Wochen vorher das Wiener Schiedsrichterkollegium um Entsendung eines arischen Schiedsrichters.
Professor Dr.med. Georg August Wagner
Er brachte den Fußball im Jahr 1893 nach Graz, allerdings nicht nach Österreich, denn 1892 gab es in Baden bei Wien schon organisierte Fußballspiele.
Unbestritten hat er sich aus sportlicher Sicht bleibende Verdienste um den Grazer Sport sowie insbesondere um den Grazer Schülersport erworben. Wagner wird deswegen auch seit Jahrzehnten in mehr oder weniger dichterischer Breite gewürdigt und lobend erwähnt. Offensichtlich hat aber noch keiner dieser Autoren seinen beruflichen Werdegang genauer unter die Lupe genommen.
Sigurd Schulze schreibt in seinem Aufsatz "Die Charité in der Nazizeit" ( Zweiwochenzeitschrift Ossietzky, Heft 16/2008) folgendes über Wagner:
"Georg August Wagner (1873–1947), Direktor der Frauenklinik von 1928 bis 1945: In seiner Klinik wurden Röntgen- und Radiumkastrationen eingeführt, die extreme körperliche und psychische Schäden zur Folge hatten. Viele Frauen leisteten Widerstand und wurden deshalb vor der Operation zwangsweise narkotisiert, zum Teil arglistig. Mit seinem Kollegen Walter Stoeckel bereitete er den Weg zu massenhaften Zwangssterilisationen (etwa 400.000 innerhalb zehn Jahren)."
Anlässlich der Gedenkveranstaltung für die Opfer von "Euthanasie" und Zwangssterilisation am 2.9.2011 hielt Dr. Annette Hinz-Wessels, Berlin, einen Vortrag, dem ich von der Seite 7 die folgende Zeilen entnommen habe.
"Für die chirurgischen Kliniken sind keine Zahlen bekannt, für die gynäkologischen sind sie bruchstückhaft. An der von Georg August Wagner geleiteten II. Universitätsfrauenklinik ließen sich 119 eugenisch Sterilisationen für den Zeitraum von 1934 bis 1937 nachweisen, für die von Walter Stoeckel geleitete I. Universitätsfrauenklinik, an der auch Charlotte D. zwangssterilisiert wurde, mindestens 129 im Zeitraum von 1934 bis 1944 (für ein Teil des Jahres 1936 und die Jahre 37 und 38 fehlen die Angaben)."
Quelle: http://www.cbp.caritas.de/aspe_shared/form/download.asp?form_typ=370&ag_id=1123&nr=329008
Auch auf Wikipedia ist diesbezüglich zu lesen: https://de.wikipedia.org/wiki/Georg_August_Wagner
Weisung zum "Deutschen Gruß" im Jahr 1938
Oftmals wird der GAK plakativ genannt, als am 13.3.1938 bei einem Spiel gegen Austria Graz die Mannschaft mit dem Hitler-Gruß die Begrüßung des Publikums vorgenommen hat.
Hier der Hintergrund dazu!