Sport trifft Kultur

Erstmals in Österreich spielt ein Verein gegen eine Künstlerauswahl!

 

Am 19.5.1914 standen sich erstmals in Österreich ein Fußballverein und eine Künstlertruppe auf einem Fußballplatz gegenüber. Zwar war es beim GAK nur die Mannschaft der „Alten Herren“, deren Spielstärke allerdings nicht zu unterschätzen war. Haben diese Veteranen des Grazer Athletiksport Klubs doch erst wenige Tage zuvor den Grazer Sportclub mit 7:1 geschlagen und gegen den Amateur SC Graz 1:1 gespielt.

 

Um den Künstlern eine kleine Chance zu bieten, einigte man sich auf eine Spielzeit von 2x30 Minuten. Mehr als 2.000 Zuseher waren laut damaligen Zeitungsberichten in die Körösistraße gepilgert, darunter auch Schauspieler Alexander Girardi und der Grazer Bürgermeister Robert von Fleischhacker.

 

Allgemein wurde eine schöne Abfuhr für die Künstler erwartet, aber wie so oft im Leben kommt alles etwas anders. Theaterdirektor Grebenberg nahm schwungvoll den Ankick vor und schon nach neun Minuten gingen die GAK-Oldies in Führung. Schauspieler Willi  Agel schoss allerdings die Künstlertruppe zu einer 2:1 Pausenführung.

Nicht unverdient an der Führung war Theater-Goalie Lauter, dem damaligen Grazer Mädchen- und Frauenschwarm. Schließlich endete das Match mit einem doch knappen 3:2 Sieg der Alten Herren.

 

Am Abend ging es dann aber rund. Der GAK lud ins Hotel Steirerhof (Jakominiplatz) ein, zum „Athletikerrummel“.  Da wurden Arien geschmettert (aus Madame Butterfly und La Boheme), rezitiert (aus Meistersinger) und auch damalige Schlager durften nicht fehlen.
So ein typisches GAK-Fest eben in der damaligen Zeit, als (echtes) Geld noch vorhanden war und Funktionäre Augenmerk auf volle Zuschauerränge legten und weniger auf volle (eigene) Taschen.
Zu fortgeschrittener Stunde einigte man sich auch auf eine Revanche. Die fand wenige Tage später auch statt, wieder waren die Alten Herren siegreich.

 

 

 

Aufstellung der Alten Herren:
Markel; Egger, Wolfbauer; Hodum, Schmiderer, Hans Labres; Lenz, Stanger, Köhler, Heinrich Labres, Slama

 

Theater:
Lauter; Manowarda, Renner; Kaliger II, Kubla, Kamentschitz; Grebenberg, Pflanzer, Kaliger I, Agel, Schwab

 

 

Beide Mannschaften wurde schon im Vorfeld fotografiert, die Bilder wurde in der Spezialitäten-Trafik (Herrengasse), Sporthaus Zach&Köllner (Hofgasse) und im Cafe Kaiserhof ausgestellt. Selbst Ansichtskarten wurde hergestellt.

 

Die Revanche

Beide Mannschaften wurden schon im Vorfeld fotografiert, die Bilder wurde in der Spezialitäten-Trafik (Herrengasse 13), Sporthaus Zach&Köllner (Hofgasse 7) und im Cafe Kaiserhof ausgestellt. Selbst Ansichtskarten wurde hergestellt. Die „Alten Herren“ des GAK gaben der Grazer Theaterauswahl 1914 eine Revanche!
Schon wenige Tage nach dem 1. Spiel kam es zur dieser Revanche. Diesmal in der Fröhlichgasse, auf dem Platz der Grazer Sportvereinigung. Wieder waren rund 2.000 Zuschauer beim Kick dabei, der ja eigentlich nur das Vorspiel zur Hauptbegegnung darstellte, nämlich GSV vs. GAK. Der GAK siegte in diesem Spiel übrigens mit 2:1 (2:0).
Das Wort „übrigens“ deshalb, da die Zuschauer eigentlich wegen ihrer Lieblinge kamen, der Theatertruppe. Das Hauptspiel selbst war aber eher von sekundärem Interesse.

Den GAK-Oldies fehlten diesmal aber wichtige Spieler, so dass die 1. Halbzeit mit einem 0:0 endete.
Während der 2. Halbzeit kam es allerdings zu einem doch kuriosen Zwischenfall. Plötzlich ging ein Raunen und Rufen durch die Zuschauerreihen, hatte aber nichts mit dem Spiel zu tun. Zuschauer und Spieler wandten die Blicke gegen den Himmel, denn ein Flugzeug schwebte über den Frauenkogel in Richtung Graz ein. Der Schiedsrichter musste minutenlang das Spiel unterbrechen, da keiner am Spiel mehr interessiert war. Eigentlich war das Flugzeug dann aber doch kein Flugzeug, sondern ein großer Kinderdrachen.
Tore gab es auch, nämlich deren zwei für die Alten Herren und ein Tor für die Theatermannschaft.
Und dann war noch die Sache den Reinerlös aufzuteilen. Ein Teil davon ging an den Deutschen Schulverein in Graz, der andere Teil an die „1. Frauen-Ortsgruppe Graz“.

Die Feste des GAK zu dieser Zeit fanden üblicherweise im Kaffeehaus „Zum Stadttheater“ (damaliger Straßenname war Karl-Ludwig-Ring 20; heute Opernring 20) ihren Abschluss. Zum Zeitpunkt des 2. Theatermatches (wie oben geschildert) war aber gerade ein Besitzerwechsel im Gang, daher entfiel das in GAK-Kreisen durchaus übliche „letzte Getränk“. Am 2. Juni war dann zu lesen, dass
Karl Kaltenböck sein Kaffeehaus an Alois Merka verkauft hat.

Aktuell ist an dieser Adresse das Operncafe Temmel situiert.

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