Das Stieglbräu


Lange war es unbekannt, wo sich genau in der Grazbachgasse das (auch für den GAK) legendäre „Stieglbräu“ befand
Seit dem 13. August 2014 ist auch dieses „Geheimnis“ gelöst, nämlich im Hinterhof der Grazbachgasse 21.

Wenn man es aber wirklich genau nehmen würde, dann fand die Grundsteinlegung des GAK nicht im Stieglbräu statt, sondern im Grandhotel Wiesler. Auch hieß das Stieglbräu zum nämlichen Zeitpunkt bereits "Zum rothen Igel".


Aber wie hat das Stieglbräu ausgesehen?

So wie es scheint, gibt es weder Bilder noch Postkarten davon. Ich kann aber den Eingang mittlerweile etwas näher beschreiben.
Der Grazer Kunstschlosser Gustav Macher  hat das Schild „Zum Stieglbräu“ im Dezember 1899 angefertigt. Das Schild zeigte, wie ein kräftiger Salzburger ein Fass Stieglbräu rollt. Auch der Entwurf für das Schild stammte von Gustav Macher (Lagergasse 25 bzw. Jakominiplatz 18).
Übrigens hat der damalige Pächter Anton Windbrechtinger*  auch  St. Marxer Märzenbier ausgeschenkt.

Anton Windbrechtinger  führte zuvor das Schwechater Bierhaus* in der Herrengasse, ehe er im Frühjahr 1900 in der Grazbachgasse 21 das Stieglbräu  eröffnete. Zunächst unter dem sperrigen Namen „Salzburger Stieglbräu zu Riedenburg“, dann aber den Namen vernünftigerweise auf „Zum Stieglbräu“ geändert. Es gab dort helles und dunkles Bier nach Münchner Art gebraut.


Der Umbau

In den Wochen zuvor wurde im Innenhof von der Baufirma Lubitz&Michl  ein Zubau errichtet, in dem sich dann der Speisesaal befand. Im Gastgarten selbst wurde durch eine Neupflasterung Staub und Schmutz minimiert.
Auch errichtete die Baufirma nachträglich einen Keller unter dem dreistöckigen Gebäude. Darin waren dann der Eiskeller sowie die Bier- und Weinvorräte untergebracht. Das bekannte Grazer Unternehmen Holzer&Schmal  zeichnete für die Maler- und Anstreicharbeiten verantwortlich. Die Tapeziererarbeiten im Speisesaalbereich wurden von der Fa. Krebs  durchgeführt. Schon fast sensationell für die damaligen Verhältnisse war fließendes Warmwasser in Küche und in den Sanitäranlagen (Fa. Xaver Reckenzaun und Stadtwerke). Die Fa. Xaver Reckenzaun hatte in der Griesgasse 38 ihre Niederlassung.


Ein neuer Name

Im Jahr 1902 benennt Windbrechtinger  sein Lokal in „Zum rothen Igel“ um und verkauft es 1905 an Johann Unterkirchner. Ab nun heißt die Lokalität kurzfristig „Schwechater Bierhalle“, ehe sie wieder zum „Stieglbräu“ wurde. In den darauffolgenden Jahren wechseln Besitzer und Namen mehrmals.
* Anton Windbrechtinger  führte dann ab Jahresbeginn 1906 in seinem Haus Ungergasse 18 die Gastwirtschaft „Zum Ungerhof“.

 

Das Stieglbräu war auch Schauplatz einer dramatischen Geschichte. Im Winter 1909 erlitt die Gastwirtin und neue Besitzerin des Stielgbräus Anna Lauterer  schwere Erstickungsanfälle, an denen sie am darauffolgenden Tag um 3 Uhr früh im Alter von 43 Jahren im Spital verstarb. Laut Totenschein starb sie an „Kinnbackenkrampf*“.
Zu dieser Zeit war das Ehepaar Lauterer  in größten finanziellen Schwierigkeiten. Kurz zuvor wurde ihr anderes Gasthaus, das „Zum kleinen Elefanten“ in der Neue-Welt-Gasse  zwangsversteigert. 
Ihr Ehemann Karl  wurde einige Monate später wegen fahrlässiger Krida zu einer Woche strengen Arrest verurteilt.