GAK-Athletinnen und Athleten bei Olympischen Spielen


Ludovica Ditmar, geb. Sölkner (*1905 in Graz, † 1983 in Feldkirchen bei Graz)


Auszug aus dem Taufbuch der Pfarre Mariä-Himmelfahrt (Quelle: DAGS, TB Mariä-Himmelfahrt. Bd. 3, S. 176, RZ 26.)

Ludovica Maria Valentina Sölkner wurde am 8.12.1905 um 9 Uhr 45 geboren und am 11.12. getauft.

Taufpatin war Baronin Ludovica Kaiserfeld.

Vater Josef August Sölkner verdiente als Hausmeister in der Albrechtgasse 1 den Familienunterhalt. Mutter Theresia (geb. Ribasch) übernahm als Hausfrau die Erziehung von Viki, wie sie von Freunden und damaligen Medien genannt wurde. Genau dieses "Viki" führt und führte aber oftmals zu Irritationen, denn man war vor allem in Wien der Meinung, dass sich Viki von Viktoria ableitet.

Im Laufe dieser Jahre änderte sich ihr Vorname auch aufgrund der damaligen Gepflogenheiten von Ludovica zu Ludovika.

Ludovika Sölkner hatte 2 Geschwister, Fritz und Willi.


Rudolf Ditmar, Ludovika Sölkner, Alfred Traninger. Foto: Schneeweiss
Rudolf Ditmar, Ludovika Sölkner, Alfred Traninger. Foto: Schneeweiss

Sie heiratete am 9.3.1935 in Graz Rudolf M. Ditmar jun.

Das junge Paar bezog nach der Eheschließung eine Wohnung in der Bergmanngasse 21. Die Ehe von Ludovika und Rudolf stand aber unter keinem guten Stern, denn die Eheschließung erfolgte am 9.3.1935, aber schon am 16.3.1937 folgte die Scheidung.

 

Vor dem Krieg legte sie die Meisterprüfung für das Schneiderhandwerk ab und trat nach Kriegsende beim Magistrat Graz ein. Sie wurde als Maturantin im Laufe der Jahre zur Amtsrätin befördert und wechselte 1967 in den Ruhestand über.

Gemeinsame Tochter:  Dr. Susanne Schneeweiss, geb. Ditmar (*28.6.1935 in Graz)

In der Wohnung von Mutter und Tochter (Albrechtgasse 1) war nach Kriegsende übrigens auch der Stellvertreter des russischen Stadtkommandanten von Graz untergebracht.

Lebenslauf von Rudolf M. Ditmar jun. > LINK

Lebenslauf von Dr.med. Susanne Schneeweiss, geb.Ditmar > LINK


Sölkner in Judenburg 1924. Foto: Schneeweiss
Sölkner in Judenburg 1924. Foto: Schneeweiss

1923 holte sie erstmals den Österreichischen Meistertitel im Wasserspringen nach Graz. Auch bei den Herren gab es Grund zur Freude, denn Robert Köllner (GAK) wurde ebenfalls Meister in dieser Disziplin. Am 3. Platz landete Alfred Traninger (GAK). In Folge gab es etliche Landesmeistertitel und 1929 nochmals einen großen Sieg.

In diesem Jahr fanden die Österreichischen Schwimm-Meisterschaften im Grazer Margarethenbad (Ausrichter war der GAK) statt. Selbstverständlich auch im Wasserspringen.

Allerdings unterlief dem GAK-Sektionsleiter Robert Köllner in der Ausschreibung ein peinlicher Fehler, er definierte die Brettgröße nicht genau. Am Wettkampftag kam es dann zu Protesten, schließlich einigte man sich darauf, am nächsten Tag das Wasserspringen zwar durchzuführen, aber eben nicht als Österreichische Meisterschaft. Viki Sölkner  gewann souverän, war aber „nur“ Siegerin und nicht Meisterin.

Aber Gold gab es dann trotzdem, nämlich in der Lagenstaffel der Damen. In der Aufstellung Sauer-Rödiger-Sölkner holte man sich den Sieg in 1:29,1 Minuten (3 x 33,3 Meter).


Foto: Schneeweiss
Foto: Schneeweiss

Bei den GAK-Klubmeisterschaften 1926 in Leibnitz erzielte Viki Sölkner bei ihrem Sieg eine höhere Punkteanzahl (105 Punkte) als der Sieger in der Herrenkonkurrenz (76 Punkte).


Sölkner mit dem Österreichischen Nationalteam der Damen um 1930
Sölkner mit dem Österreichischen Nationalteam der Damen um 1930

International trat Sölkner auch nach den Olympischen Spielen 1928 und 1931 in Erscheinung. Jeweils beim Schwimm-Länderkampf Ungarn vs. Österreich siegte sie souverän. 1928 sogar ganz deutlich mit 9 Punkten Vorsprung auf die Ungarin Forster. Im Jahr 1931 siegte sie dann nochmals in ihrer Paradedisziplin vom 3-Meter-Brett.


Olympiausweis des ÖOC
Olympiausweis des ÖOC

Eine GAK-Athletin als allererste Steirerin bei Olympischen Spielen!

 

Den absoluten Höhepunkt in ihrer sportlichen Laufbahn stellte die Teilnahme an den Olympischen Sommerspielen 1924 in Paris dar. Somit war sie die erste Steirerin bei Olympischen Spielen überhaupt.

Schon im Vorfeld der Abreise teilte die 19-jährige Grazerin den österreichischen Zeitungen mit, dass sie nicht in bester Form sei.

Unmittelbar vor dem Wettkampf (3-Meter-Brett) wirkte Ludovike Sölkner laut damaligen Zeitungsberichten überaus nervös.

Dieses Lampenfieber sorgte sicherlich auch für eine Unsicherheit beim ersten Sprung.

Der zweite Sprung, ein 1½-facher Salto rückwärts, war grundsätzlich sehr gelungen, aber sie streifte mit dem Spann das Brett etwas und ruinierte damit das Nervenkostüm für den dritte Sprung endgültig. Schon beim Einnehmen der Absprungstellung wackelte Sölkner wie der sprichwörtliche Lamplschweif, der Sprung selbst war dann gerade noch irgendwie.

Im alles entscheidenden vierten Sprung zeigte sie endlich ihr Können, leider zu spät. Nur um einen einzigen Wertungspunkt verpasste sie mit 362.9 Punkten das Finale überaus knapp und landete so im geschlagenen Feld.

Übrigens war noch ein GAK-Athlet bei diesen Olympischen Spielen am Start. Ferdinand Friebe im Laufbewerb über die 1.500 Meter. > LINK

 Auch im Sommersport war sie in jungen Jahren exzellent. Bei den Österreichischen Meisterschaften 1923 in Wien errang sie im Kugelstoßen mit 6,90 Meter den 3. Platz. Im Sprintbewerb über die 100 Meter landete sie ebenso am 3. Platz.


Im Jahr 1922 Sieg beim Seitpferdturnen in Berlin.


1967 trat sie als Amtsrätin der Stadt Graz in den Ruhestand über. Die letzten Jahre ihres erfülten Lebens verbrachte sie nach überstandener schwerer Erkrankung in einem Pflegeheim in Kalsdorf bei Graz. Dort verstarb sie am 28.9.1983 um 2:05 Uhr.


Foto: Schmidt
Foto: Schmidt

Das Grab von Ludovika Sölkner am St. Peter-Stadtfriedhof.