GAK-Athletinnen und Athleten bei Olympischen Spielen


GAK-Ehrenmitglied Kommerzialrat Ferdinand Friebe (*2.2.1894, † 30.3.1980)


Einleitung

Einer der erfolgreichsten Sportler des GAK - wenn nicht überhaupt der erfolgreichste Sportler schlechthin - war zweifelsohne der Leichtathlet Ferdinand Friebe. Als mehrfacher Staatsmeister, Rekordhalter und vor allem auch Olympiateilnehmer vertrat er die Farben des GAK sowohl national als auch international. Daher widme ich ihm auch sehr viel Raum auf dieser Homepage.

 

Nicht nur Meistertitel und Rekorde runden das Gesamtbild von Ferdinand Friebe ab, sondern auch der Zeitraum über den er die Mittelstreckenbewerbe der österreichischen Leichtathletik dominierte.


Familie

Großvater: Ernest Friebe. Großmutter: Beata Friebe, geb. Ehrentraud

Vater: Carl Adolf Friebe, Kaufmann, (*1858, +29.8.1914)

Mutter: Johanna Friebe, geb. Urf,(*1869, +15.4.1943)

Trauzeuge war übrigens Vinzenz Lechner, der zusammen mit seinem Bruder Franz das ehemalige Möbelhauses Gebrüder Lechner in der Annenstraße gründete.

Geschwister: Johann, Wilhelm

Sein Vater Carl Adolf meldete am 8.5.1883 ein Mechanikergewerbe in der Elisabethinergasse 22 an. Allerdings wurde das Unternehmen unter Adolf Friebe bzw. A.Friebe geführt. Schon wenige Jahre später, am 17.2.1886, erfolgte der Wechsel an den heutigen Standort Sporgasse 21. Um 1905 bestand auch eine Filiale in der damaligen Pfeifengasse 26. Nähmaschinen, Räder, Vernickelungen, Telefone sowie Reparaturen bot die Fa. Friebe an ihren Standorten an.

Nach dem Tod von Firmengründer Carl Adolf im Jahr 1914 führte Mutter Johanna den Betrieb bis zum Ende des Krieges,  dann übernahmen die Brüder Ferdinand und Johann die Geschicke des Unternehmens.

In den 1920er-Jahren bekam die Fa. Friebe einen der ersten Telefonanschlüsse in Graz. Die Telefonnummer war schlicht und einfach, nämlich 3.

 

Höchstwahrscheinlich einzigartig in der österreichischen Leichtathletik ist der Umstand, dass alle drei Brüder jeweils zumindest einen Meistertitel in den zur Austragung gekommenen Laufbewerben erringen konnten.


Lebenslauf

Am 2. Februar 1894 um 15 Uhr kam Ferdinand in der Sporgasse 21 zur Welt, Taufpatin war die Großmutter mütterlicherseits, Auguste Urf. Hebamme Johanna Schmidt. Übrigens genau gegenüber in der Sporgasse 20 war 1883 der Geburtsort von Karl Markel. Karl Markel > LINK

 

Schon wenige Monate nach seiner Matura brach der 1. Weltkrieg aus. Zunächst als Fähnrich an der Ostfront dienend, wurde Friebe im August 1916 (Verordnungsblatt 146 für das k. und k. Heer) zum Leutnant  ernannt.

Nach dem Kriegsende kehrte er nach Graz zurück und legte die Meisterprüfung ab und übernahm das elterliche "Gewerbe der Installation von elektrischen Betriebsanlagen mit dem Anschlusse von Hochspannungsanlagen" in der Sporgasse 21.

Zusammen mit Bruder Johann führte er die Firma Friebe mit Sitz in der Sporgasse mit großer kaufmännischer Weitsicht.

1920 trat Ferdinand Friebe aus der katholischen Kirche aus und nahm den evangelischen Glauben an. Grund dafür war sicherlich, dass auch sein Vater Carl Friebe evangelisch war. Seine Mutter war laut Trauungsbuch katholisch.

 

Ferdinand wurde dann im 2. Weltkrieg nochmals zum Kriegsdienst verpflichtet. Am 26.2.1942 erfolgte seine Trauung als (damals gesetzlich seit 1.8.1938 vorgeschriebene) Zivilehe am Standesamt Graz. Am selben Tag heiratete auch sein Bruder Wilhelm gleichfalls in Graz.

Er leistete die letzten Monate seines Kriegsdienstes im deutschen U-Boot-Hafen in Loriont (Bretagne) ab.  Als dann im Mai 1945 die 4. US-Panzerdivision die Anlage zerstörte, galt Friebe einige Zeit als verschollen. Er war jedoch in amerikanische Kriegsgefangen-schaft geraten, aus der er 1946 nach Graz zurückkehrte.

Hier nahm er zusammen mit Bruder Ing. Johann Friebe die Herausforderung eines gänzlichen Neuaufbaues der Firma Friebe an. Mit überaus geringen finanziellen Mitteln vermochten sie aber schon bald den Stand vor Kriegsbeginn zu erreichen.

 

Sein großartiges technisches und wirtschaftliches Engagement wurde im Oktober 1957 mit der Verleihung des Berufstitels Kommerzialrat durch Bundespräsident Adolf Schärf dokumentiert.

 

Ferdinand Friebe verstarb 86-Jährig am 30.3.1980 in Graz.


Die sportlichen Erfolge

Sein Lauftalent blitzte schon um 1910 bei Meetings für Grazer Mittelschüler am GAK-Platz auf. Folgerichtig übernahm GAK-Leichtathletiklegende Dr. Armin Arbeiter das Training des 16-Jährigen.

Der Durchbruch erfolgte dann 1912 beim ersten Querfeldeinlauf in Graz. Von Puntigam aus führte die Strecke entlang der Mur bis Liebenau über etwa 6 Kilometer. Friebe demolierte die Konkurrenz förmlich und siegte mit 22:52,6 Minuten.

Seinen ersten österreichischen Meistertitel holte sich Friebe dann ein Jahr später über die 1.500 Meter. Damit durchbrach er die bis dahin absolute Wiener Vorherrschaft in den Laufbewerben über die Mittelstrecke.


Ferdinand Friebe 1914 links im Bild
Ferdinand Friebe 1914 links im Bild

14 Meistertitel errang Ferdinand in den Jahren von 1913 bis 1929. Seine 11 gelaufenen Männerstaatsrekorde (damalige Diktion, Anm.) sind in den in den österreichischen Bestenlisten bis weit in die 1960er-Jahre zu finden. Große Triumphe waren darunter, so etwa Seriensiege bei Österreichischen Meisterschaften über die 1.500 Meter in den Jahren 1919 bis 1924 sowie 1927 bis 1929.


Die Olympischen Spiele 1924

Als Österreichischer Meister über die 1.500 Meter reiste er zu den Olympischen Sommerspielen 1924 nach Paris an. Vom GAK war übrigens auch die Wasserspringerin Ludovica Sölkner bei diesen Spielen dabei.

 

Ferdinand Friebe wurde gleich in den ersten der insgesamt sechs Vorläufe gelost. Was Friebe aber offensichtlich an diesem 9. Juli 1924 nicht vermochte, das war ein taktisches Rennen zu laufen. So schied er als 3. eines insgesamt sehr langsamen Rennens aus. Seine Zeit von 4:15,8 lag fast 10 Sekunden über seiner persönlichen Bestleistung von 4:06,3 aus dem Jahr 1922.

Die Goldmedaille errang ein nicht ganz unbekannter Finne, nämlich Paavo Nurmi!

 

Zusammen mit Vereinskollegen Dr. Armin Arbeiter gilt er auch als Erfinder des Staffellaufes rund um den Schloßberg im Jahr 1919. Dieser Lauf wurde in den Jahren von 1919 bis 1969 vierzigmal ausgetragen, davon konnte der GAK 17 Siege erringen. Am Höhepunkt des Grazer Lauffiebers umfasste das Starterfeld mehr als 2.000 Läufer.

 

Sowohl in der Vereinsleitung des GAK als auch beim Österreichischen Leichtathletikverband übte Ferdinand Friebe langjährige wichtige Funktionen aus. Daraus resultieren auch seine Ehrenmitgliedschaften beim GAK und beim ÖLV.


Ferdinand Friebe im Jahr 1919 links in der Startaufstellung
Ferdinand Friebe im Jahr 1919 links in der Startaufstellung

Ein Verein, eine Familie, drei Österreichische Meister!

Es waren die Brüder Friebe, nämlich Johann , Wilhelm und Ferdinand. Und jeder holte sich zumindest einen Titel bei Österreichischen Laufbewerben. Einzigartig in der österreichischen Leichtathletikgeschichte und von GAK-Athleten errungen.
Gleich 14 Titel sicherte sich Ferdinand Friebe in den Laufbewerben
1922 war Wilhelm Friebe Mitglied der erfolgreichen GAK-Staffel über die 3 x 1.000 Meter
1935 siegte Johann Friebe ebenfalls über die 1.500 Meter


Bürger der Stadt Graz

Im Jahr 1962 wurde Kommerzialrat Ferdinand Friebe zum Bürger der Stadt Graz ernannt. Diese außergewöhnliche Ehre erfolgte aufgrund seiner beruflichen und sportlichen Erfolge. Er war damit auch der erste Funktionär des GAK der mit dieser Ehrung bedacht wurde.


Auszeichnungen

Goldenes Verdienstzeichen der Republik Österreich

Verleihung der Ehrenmitgliedschaft des GAK

Silbernes Sportehrenzeichen des GAK

Verleihung der Goldenen Marathonnadel für Leistungen um den österreichischen Leichtathletikverband

Goldene Sportnadel des ÖLV

Ernennung zum Ehrenmitglied des Österreichischen Leichtathletikverbandes

Verleihung des Berufstitels Kommerzialrat

Landesinnungsmeister