Funktionäre


GAK-Ehrenmitglied Robert Köllner

Robert Köllner um 1911. Bild: ©
Robert Köllner um 1911. Bild: ©

Einleitung

Zu den wichtigsten Impulsgebern in der Frühzeit des Grazer Athletiksport-Klubs zählte ohne Zweifel der gebürtige Wiener Robert Köllner. Er reanimierte ab 1911 die Schwimmsektion des GAK als Aktiver, als Trainer und als Funktionär. Vor allem forcierte Köllner daneben auch das Wasserspringen. Großartige Ergebnisse seiner Athletinnen und Athleten dokumentieren sein Fachwissen und seinen Einsatz um diese wichtige Sektion des GAK.


Familie (zum Zeitpunkt seiner Geburt):

Vater: Johann Köllner, Handelsreisender, Laudongasse 57, Wien VIII.

Mutter: Karoline Köllner, geb. Langhammer

 

Robert Köllner, Theodor Körner Straße 49 in Graz, heiratete am 4.1.1914 Fräulein Emilie Zach

Emilie Zach (*6.12.1896, geb. in Maria Rast/Marburg)

Vater: Josef Zach, Kaufmann (später Zach&Köllner), Theodor Körner Straße 44, Graz

Mutter: Karoline Emilie Zach, geb. Radesey

Beistand für Robert Köllner: Martin Lach, Wien VIII.

Beistand für Emilie Zach: Vater Josef Zach

Geburt der gemeinsamen Tochter Viktoria Emilie Karoline am 22.9.1914 in Graz


Wettkampf in Abbazia 1905. Bild: ©
Wettkampf in Abbazia 1905. Bild: ©

Sportliche Entwicklung

Im April 1905 trat der gelernte Kaufmann Robert Köllner erstmals als Wassersportler in Erscheinung. Für den 1. Wiener Amateur-Schwimmclub startend, zeigte er sein großes Talent bei einem Nachwuchsbewerb.

Noch im November desselben Jahres landete Köllner seinen ersten großen Sieg. In Abbazia veranstaltete ein Zweigverein seines Stammclubs ein großes Meeting und Robert Köllner setzte sich über die 100 Meter souverän gegen 15 Konkurrenten durch.


Einen weiteren Erfolg feierte er dann bei einem Wettschwimmen am 15. Dezember im Wiener Dianabad. In der Disziplin „Mehrkampf Schwimmen, Spingen, Tauchen“ belegte er den 3. Platz. 

Urkunde von Dr. A. Lind zur Verfügung gestellt ©
Urkunde von Dr. A. Lind zur Verfügung gestellt ©

Robert Köllner um 1910 mit Klublogo des 1. Wiener Amateur-Schwimmclubs. Bild © Dr. A. Lind
Robert Köllner um 1910 mit Klublogo des 1. Wiener Amateur-Schwimmclubs. Bild © Dr. A. Lind

Schon bald aber entdeckte Köllner seine Liebe zum Wasserspringen.

Gleich bei seinem ersten Wettkampf landete er hinter Meisterspringer Ludwig Valentich am 2. Platz. Obwohl er bald darauf seinen ersten Sieg im Wasserspringen errang, kehrt er zur Überraschung der Funktionäre seines Schwimmklubs zurück zum Schwimmen. Über die Brust- und Rückenstrecken folgte nun Sieg um Sieg. Aber jeder Versuch ein Springen gegen Valentich zu gewinnen, endete mit einer Niederlage.

Die große Sensation ereignete sich dann allerdings im Sommer 1909 in Hamburg, denn Robert Köllner gewann als erster österreichischer Springer ein Meeting in Deutschland.

Eigentlich sollte er unmittelbar danach zum Militär einrücken, wurde aber schon nach kurzer Zeit superabitriert, also als Dienstunfähig erklärt.

Im Dezember 1910 wird Robert Köllner erstmals Österreichischer Meister im Wasserspringen. Unter seinem damaligen Pseudonym Lord G. (in Anlehnung an den Namen eines damals überaus erfolgreichen Wiener Rennpferdes) siegte er für den 1. WASC nach hartem Kampf.


Köllner springt in Graz. Bild ©: Dr. A. Lind
Köllner springt in Graz. Bild ©: Dr. A. Lind

Robert Köllner und der GAK

Kurz darauf verlegte er seinen Wohnsitz nach Graz (zunächst Bergmanngasse 20) und meldet sich im selben Jahr beim GAK an. Allerdings wurde er von seinem Wiener Stammklub nicht im üblichen Sinn freigegeben, sondern wurde mittels schriftlicher Bewilligung an die Schwimmsektion des GAK verliehen.

Als Geschäftsführer des Sportfachgeschäftes Zach&Köllner verlagerte er das Büro der GAK-Schwimmsektion nun auch in das Geschäft in der Grazer Hofgasse 7. Neben seinem Beruf und seiner Tätigkeit als Aktiver und Trainer fand er immer wieder die Zeit, großartige Schwimmveranstaltungen zu organisieren. Aufgrund seiner Kontakte gelang es Köllner zahlreiche Weltklassesportler zu den Meetings des GAK nach Graz an den Start zu holen.

 

 

Am 24.9.1916 erlangt Köllner im Wiener Diana-Bad wiederum Meisterwürden im Wasserspringen, diesmal allerdings unter dem Pseudonym Franz Kraus. Diese Meisterschaften - Kriegsmeisterschaften offiziell benannt - fanden anlässlich der Einweihung des erfolgreichen Umbaus des Wiener Diana-Bades in ein Hallenbad statt.

Folgende acht Sprünge waren dabei zu absolvieren:

1) Fußschlusssprung mit Hochheben und Anlegen der Arme mit Anlauf, 1 Meter

2) Kopfsprung mit Anlauf, 3 Meter

3) Hechtsprung mit Anlauf, 1 Meter

4) Salto vorwärts mit Anlauf, 1 Meter

5) 1 ½ Salto rückwärts aus dem Stand, 3 Meter

6) Auerbach-Schlusssprung aus dem Stand, 3 Meter

7) 1 ½Salto vorwärts gehechtet, 3 Meter

8) Auerbach-Salto aus dem Stand, 3 Meter

 

Ein Wiener Trainer der damaligen Zeit beschreibt Robert Köllnert:

„Zu einer kaum mittelgroßen, aber ebenso kräftigen wie geschmeidigen Gestalt von tadellosem Bau mit Ehrenmaß gesellen sich Temperament, Kühnheit und Selbstbeherrschung, und vor allem ein ausgesprochenes Gefühl für die Harmonie der Bewegungen, das seinem Springen einen besonderen Reiz gibt.“

 

Schon in den frühen Jahren des GAK gab es zaghafte Versuche zur Gründung einer Schwimmsektion, da Franz Dietrich und Olga Zsàk in diesen Jahren respektable Resultate erzielten.

Übrigens, den ersten "internationalen" Erfolg für den Grazer Athletiksport-Klub bei einem Schwimm-Meeting feierte Olga Zsàk, sie holte sich 1907 in Abbazia über 100 Meter Brust den Sieg.

Den Grundstein für die heutigen Erfolge der Wasserspringer legte der Verein schon sehr früh. War zunächst Fritz Schmiderer besessen davon Schrauben und Salti zu zeigen, so begann die Goldene Zeit des GAK-Wasserspringens aber erst mit Robert Köllner.

Er reaktivierte zu Jahresbeginn 1911 die mittlerweile fast eingeschlafene Schwimmsektion des GAK.

 

Der Paukenschlag der GAK-Schwimmsektion

Noch im August 1911 folgte der große Auftritt der Schwimmsektion, denn es kam zur Austragung des 1. Internationalen Wettschwimmens in Graz. Nicht nur das große Starterfeld sorgte für einen imposanten Bewerb, auch zahlreiche Zuseher umrahmten das Hauptbecken der Militärschwimmschule nahe der Grazer Keplerbrücke.

Allerdings stellte sich schon bald ein Hindernis in den Weg. Ein Sprungbrett zum regelmäßigen Training gab es nur im Bad zur Sonne. Daher konnte das Training für die Wasserspringer auch eben nur im Bad zur Sonne erfolgen. Es ist vor allem der Hartnäckigkeit Robert Köllners zu verdanken, dass im Mai 1913 im kleineren Becken der Militärschwimmschule ein Sprungbrett installiert wurde, so dass ab nun dem GAK auch dort in unmittelbarer Nähe zum Sportplatz des GAK ein 3-Meter-Brett zur Verfügung stand.

Dass just in dieser Zeit auch die Grazer Militärschwimmschule selbst sowie das dortige Sprungbecken erneuert wurden, erleichterte das Unterfangen klarerweise immens.

Binnen kürzester Zeit stieg der Mitgliederstand der Sektion auf etwa 30 Personen, darunter auch 10 Damen, an.

Angeboten wurden die damaligen Schwimmdisziplinen, wie Rücken-, Brust-, Seiten- und Spanischschwimmen über kurze und lange Distanzen, daneben wurde Ringetauchen, Wasserspringen und Wasserball unterrichtet und trainiert. Trainingszeiten waren täglich zur Mittagszeit und ab 18 Uhr.

Mit Akribie und Zähigkeit arbeitet Köllner an der Entwicklung der Talente der GAK-Schwimmsektion. Die Österreichische Meisterin und Olympiateilnehmerin Ludovika Sölkner stammten ebenso aus seiner Trainingsgruppe wie auch der mehrfache Schwimmmeister Alfred Traninger sowie Hans Seitz und Fred Rödiger, um nur einige ganz wenige hier zu nennen.

 

Robert Köllner wirkte auch als Funktionär des Österreichischen Leichtathletikverbandes

Im Mai 1919 stellte der ÖLV seine neuen Funktionäre vor. Überaus ehrenvoll schnitt der GAK dabei ab, denn von den insgesamt 27 Funktionären stellte man gleich neun. Neben Robert Köllner waren dies:
Dietrich, Seeger, Markel, Pfeiffer, Zsàk, Manowarda, Matl und Arbeiter.


Tarzan schwimmt 1924 in Graz

Robert Köllner organisiert in den folgenden Jahren als Sektionsleiter zahlreiche Schwimmveranstaltungen vor allem auch in den größeren Ortschaften der Steiermark.

Den Höhepunkt stellte aber der Start des späteren Filmstars „Tarzan“ Jonny Weissmüller (Taufname eigentlich Janos Weissmüller) im August 1924 bei einer Veranstaltung des GAK in der damaligen Grazer Militärschwimmschule dar.

Weissmüller sorgte in der Grazer Presse für großes Aufsehen und klarerweise auch für dementsprechende Werbung. Er gewann souverän die 90-Meter im Kraulbewerb mit fast exakt neun Sekunden Vorsprung. Als er am selben Tag auch noch die GAK-Wasserballmannschaft verstärkte, waren die über 1.000 Zuseher komplett aus dem Häuschen. Aber auch Tarzan konnte (in Abwesenheit von Cheeta) die 0:4 Niederlage gegen Hellas Magdeburg nicht verhindern.

Der GAK spielte in folgender Aufstellung: Dittrich; Köllner, Traninger, Kugler, Weissmüller, Bradatsch.

Die Zuseher konnten an diesem Nachmittag aber zumindest einen Grazer Sieg bejubeln, denn über die Bruststrecke gewann die GAK-Schwimmerin Sauer.


Traninger, Sölkner, Köllner, ©: S. Schneeweiss
Traninger, Sölkner, Köllner, ©: S. Schneeweiss

Quer durch Graz

Federführend war Köllner auch bei der Austragung des Schwimmbewerbes „Quer durch Graz“ in den Jahren 1919, 1920 und 1922 beteiligt. Hier führte die etwa 1800 Meter lange Strecke von Höhe GAK-Sportplatz Körösistraße bis zur Radetzkybrücke. Im Jahr 1919 wurde dabei eine Wassertemperatur von 11,3 Grad Reaumur gemessen, also umgerechnet etwa 14,1 Grad Celsius. Im Jahr darauf war es dann grenzwertig, denn bei 11 Grad Celsius stand sogar kurzfristig die Absage der Veranstaltung im Raum. Beide Veranstaltungen erwiesen sich als großer Publikumsmagnet, da auch ein umfangreiches Rahmenprogramm geboten wurde.

Im Juli 1927 wurde auf Betreiben von Robert Köllner seitens der GAK-Klubleitung wieder eine offizielle Wasserballmannschaft ins Leben gerufen.

Im Jahr darauf veröffentlichte der GAK in einer Klubaussendung ein Schreiben des Sektionsleiters für Schwimmen und Kunstspringen, Robert Köllner.


Köllner kritisiert Lebenswandel mancher GAK-Sportler

Köllner - ein wahrer Asket - verurteilte hier mit scharfen Worten den Umstand, dass viele Spitzenschwimmer des GAK ihre Zeit mit „sinnlosem Rauchen“ verbringen. Vor allem das „stumpfsinnige Herumsitzen in rauchigen Gast- und Kaffeehäusern trage ganz entscheidend zu gesundheitlichen Störungen der Sportler bei“, so Köllner.


Ernennung zum Ehrenmitglied des Grazer Athletiksport-Klubs

Robert Köllner wurde für sein umfangreiches Engagement und für seine umfassenden Verdienste um die Schwimmsektion des GAK anlässlich der Generalversammlung am 21.9.1927 zum Ehrenmitglied des Grazer Athletiksport-Klubs ernannt.


Die größten Erfolge von Robert Köllner

Österreichischer Meister im Wasserspringen 1910 (1. Wiener Amateur-Schwimmclub)

Österreichischer Meister im Wasserspringen 1916 (GAK)

3. Platz bei Österreichischen Meisterschaften im Wasserspringengen 1921 (GAK)

Österreichischer Meister im Wasserspringen 1923 (GAK)

Sieg beim Kaiserpreis 1910 (1. Wiener Amateur-Schwimmclub)


Robert Köllner 1925, Bild: ©
Robert Köllner 1925, Bild: ©

Sein beruflicher Aufstieg und der wirtschaftliche Absturz

In Graz arbeitet er nach seiner Übersiedlung aus Wien (zunächst Wohnadresse Bergmanngasse 20, dann um 1913 Hasnerplatz 5, letzte Wohnadresse Theodor Körners Straße 49) zunächst im Bekleidungs- und Sportgeschäft Josef Zach in der Neutorgasse 47, ehe im März 1911 der Umzug der Firma in die Hofgasse 7 erfolgte. Als sich Zach aus Altersgründen aus dem aktiven Geschäft zurückzog, übernahm Robert Köllner um 1913 die Geschäftsführung des nunmehr reinen Sportgeschäftes „Zach&Köllner“.

 

Schon bald erwarb er sich den Ruf eines ausgezeichneten und weitblickenden Geschäftsmannes. Dieser wirtschaftliche Erfolg führte schließlich auch dazu, dass Vereinsmitbegründer Karl Markel Ende der 1920er Jahre ebenfalls in das Sportfachgeschäft kräftig investierte. Im Zuge der Weltwirtschaftskrise ging das Unternehmen dann bankrott. Allerdings nicht nur wegen der wirtschaftlichen Gesamtsituation, sondern auch durch selbstverschuldete Fehlinvestitionen, wie zum Beispiel in Faltpaddelboote.

Ende 1932 wurde schließlich der Konkurs eröffnet und das Geschäft geschlossen. Danach zog ein Elektrounternehmen ein, das sich vorwiegend auf Radiogeräte und Plattenspieler spezialisierte. Schließlich eröffnete um 1937/38 die Keksfabrik Kossar in der Hofgasse 7 die Pforten.

 

Robert Köllner war nach der Konkurseröffnung von Zach&Köllner unauffindbar. Man befürchtete schon das Schlimmste, dann traf aber im Jänner 1933 eine Nachricht von Köllner ein. Er sei mit seiner Familie in Buenos Aires, um sich eine neue Existenz aufzubauen.

Seine Tochter Viktoria kehrte später nach Wien zurück und heiratete dort im Jahr 1939.